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Eine Zäsur für die Stadt

Zeitgenössische Darstellung des Pritzwalker Stadtbrandes. Quelle: Museum Pritzwalk
Vor 200 Jahren brannte Pritzwalk fast vollständig nieder

200 Jahre ist es her, dass eine der größten Katastrophen ihrer Geschichte die kleine Stadt Pritzwalk heimsuchte: der verheerende Stadtbrand, in dessen Folge unter anderem das alte Rathaus und die Kirche Sankt Nikolai vollständig zerstört wurden.


Der 1. November 1821 war ein Donnerstag. Kurz nach halb fünf war die Sonne untergegangen, Kälte und Dunkelheit breiteten sich in der Stadt aus. Die kleinen, zweigeschossigen Fachwerkbauten der Innenstadt drängten sich eng innerhalb des Stadtmauerrings. Viele Grundstücke hatten strohgedeckte Scheunen auf dem Hinterhof – sicher waren diese von der Ernte für den Winter gut gefüllt. Pritzwalk hatte sich etwas von der Stagnation der Bevölkerungszahl unter den Entbehrungen der vorherigen Jahrzehnte erholt.

Die Havelberger Straße um 1865: Die Häuser gehörten zu den wenigen, die noch vom ursprünglichen Pritzwalk geblieben sind. Quelle: Museum Pritzwalk

Um kurz nach 8 Uhr abends brach in einer Scheune am Buchholzer Stadttor ein Feuer aus. Der Südwestwind trieb die Flammen rasch in Richtung des Stadtgebietes.  Außer Löscheimern und Wasser aus Brunnen hatten die Pritzwalker den Flammen nicht viel entgegenzusetzen. Über die Dächer der Scheunen konnte sich das Feuer weiter ausbreiten. Lediglich das Viertel im Nordwesten zwischen Stadtmauer (heute Wallstraße) und der Havelberger Straße sowie das Perleberger Tor blieben verschont.

Der Kirchturm stürzte ein

Gegen Mitternacht stürzte der Turm der Stadtkirche in das Kirchenschiff. Eine Frau wurde im Osten der Stadt von Trümmern erschlagen. Etwa 2000 Pritzwalkerinnen und Pritzwalker verloren durch das Feuer kurz vor dem Winter ihr Zuhause. Zahlreiche Brände haben die Gesichter der Städte in der Region verändert. Bereits 1716 hatte Wittstock einen Teil seiner Gebäude im Feuer verloren. 1787 brannte Neuruppin, 1795 Meyenburg fast völlig ab. Ein Teil Perlebergs brannte 1807 nieder. Pritzwalk selbst hatte bereits 1642 einen schweren Stadtbrand überstehen müssen.

Das Gerätehaus der Feuerwehr Pritzwalk hinter dem um 1828 neu errichteten Rathaus. Quelle: Museum Pritzwalk

Viele der 1821 obdachlos gewordenen Pritzwalkerinnen und Pritzwalker wurden in umliegenden Dörfern und im benachbarten Wittstock einquartiert. Spenden kamen aus vielen Landesteilen. Der Wiederaufbau musste schnell gehen und folgte den alten Straßenzügen. Eines der ersten neuen öffentlichen Gebäude: Das Spritzenhaus mit Wagenremise und Leiternlager für die Pritzwalker Brandschützer neben dem Rathaus. Das Gebäude beherbergt heute ein öffentliches WC und eine Garage. Lars Schladitz