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Pritzwalk

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STECKBRIEF

 

Einwohner

9151 ohne Ortsteile, 12 481 mit Ortsteilen (Stand 31. Dezember 2023, mit Haupt- und Nebenwohnsitz)

Bürgermeister

Dr. Ronald Thiel

Fläche

165,5 Quadratkilometer

Ortsteile

Alt Krüssow, Beveringen (Gemeindeteil Streckenthin), Buchholz (Gemeindeteil Sarnow), Falkenhagen, Giesensdorf, Kemnitz (Gemeindeteil Bölzke), Mesendorf (Gemeindeteil Eggersdorf), Pritzwalk (Gemeindeteile Birkenfelde, Neuhof, Hasenwinkel, Kammermark, Neuhausen), Sadenbeck (Gemeindeteil Kuckuck und Wohnplatz Biesterholz), Schönhagen, Seefeld, Steffenshagen, Wilmersdorf (mit Könkendorf und Neu Krüssow)

 

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Historisches

Die Gründung Pritzwalks ist am 23. Juli 1256 erstmals schriftlich belegt. Das Fürstenhaus der Askanier beurkundete mit diesem Datum das Stadtrecht. Im selben Jahr begann der Bau der Stadtkirche Sankt Nicolai. Tuchmacher und Kaufleute bildeten die wirtschaftlichen Grundpfeiler der mittelalterlichen Stadt. 1288 wurden die ersten Handelsbeziehungen mit Hamburg belegt. 1359 wurde Pritzwalk Mitglied des Städtebundes Hanse, errang im 14. Jahrhundert weit reichende Selbstverwaltung, Bündnisrechte und Gerichtshoheit.

 

Eine Stadtmauer aus Feldsteinen mit Wehrtürmen und Toranlagen wurde gebaut, das markgräfliche Zollprivileg von 1364 unterstrich die große Bedeutung Pritzwalks als Knotenpunkt der Handelswege. Das erste Rathaus wurde im frühen 16. Jahrhundert im Renaissance-Stil erbaut. Die Geschicke der Stadt bestimmten die Ratsherren gemeinsam mit den einflussreichen Handwerksgilden und der Pritzwalker Bürgerschaft.

 

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1539 bis 1638 wurde die Stadt neunmal von der Pest heimgesucht, was einen starken Bevölkerungsrückgang zur Folge hatte, so dass 1568 von 378 Häusern der Stadt 60 unbewohnt waren. Während des 30-jährigen Krieges (1618 bis 1648) plünderten, raubten, folterten und mordeten Söldnerheere im Land und zerstörten fast alles, was von Pritzwalk noch übrig war.

 

1638 wütete die Pest besonders schlimm, fast alle Bürger waren an der Epidemie und den kriegerischen Handlungen gestorben oder sind geflüchtet. 1640 wurden in Pritzwalk nur noch 52 Männer gezählt, zumeist „recht arme Leutchen“. Insgesamt waren 1500 von damals 4000 Einwohnern dem Schwarzen Tod zum Opfer gefallen. 1642 legte ein verheerender Brand die Hälfte der Stadt in Schutt und Asche. Nur noch 300 Menschen blieben in Pritzwalk.

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Pritzwalk war seit 1686 Garnisonsstadt. Die wirtschaftlichen Voraussetzungen und die gute strategische Lage waren günstig, um Kompanien und Eskadrons verschiedener Regimenter zu stationieren. Von 1733 bis 1806 war Pritzwalk, neben anderen umliegenden Städten, Standort für das Kürassier-Regiment Prinz von Preußen (Nr. 2), genannt die „Gelben Reiter“. 

 

1779 kam der Wiederaufstieg Pritzwalks als regionaler Marktort sowie als Zentrum der Tuch- und Bierherstellung. Die Stadt zählte wieder 1627 Einwohner, darunter 72 Tuchmacher, die zum Teil zugewandert waren.

Das alte Pritzwalk ging durch den großen Stadtbrand am 1. November 1821 unter. 308 Wohnhäuser mit 489 Nebengebäuden, die Kirche, das Rathaus, ein Krankenhaus und die Schule brannten nieder, nur 40 Häuser wurden verschont. 2000 Menschen verloren Häuser und Besitz. Auch das mittelalterliche  Rathaus verbrannte. Der Wiederaufbau erfolgte 1826 bis 29 im Stil des Klassizismus - mit der Unterstützung der Einwohner von Pritzwalk.

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1839 arbeiteten bereits wieder 78 selbstständige Tuchmacher in Pritzwalk und die Einwohnerzahl stieg von 1821 bis 1879 auf 5800. Um 1860 begann die Industrialisierung mit dem Bau der Tuchfabrik Gebrüder Draeger (1858) und der Lagerbierbrauerei Huth (1862) vor dem Meyenburger Tor.

 

Das städtische Gaswerk (1863), der Schlachthof (1890), landwirtschaftliche Maschinenbaubetriebe und etliche Einzelhandelsbetriebe kündeten vom neuen Zeitalter und Wohlstand. Gründerzeitvillen, neue Wohngebiete außerhalb der ehemaligen Stadtmauer und öffentliche Einrichtungen, wie das 1867 gebaute Johanniter-Kreiskrankenhaus entstanden.

 

1884 wurde die Eisenbahnlinie Perleberg-Pritzwalk-Wittstock, 1887 die Linie Neustadt-Pritzwalk-Meyenburg eröffnet. Der erste Pritzwalker Bahnhof wurde 1885 in Betrieb genommen. Dass Pritzwalk wieder Verkehrsknotenpunkt wurde, hatte einen erheblichen Einfluss auf das Wirtschaftsleben.

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1901 entstanden in der Doerfelstraße das Kaiserliche Postamt, 1905 die neue Stadtschule am Giesensdorfer Weg (heute Johann-Wolfgang-von-Goethe Gymnasium) und der Bismarckturm auf dem Trappenberg. 1906 wurde die katholische Kirche Sankt Anna im Reepergang geweiht und 1910 entstand das repräsentative Gebäude des Amtsgerichts.

 

Im Ersten Weltkrieg verloren 342 Pritzwalker ihr Leben. 1930 stimmten bei den Reichstagswahlen 2069 Pritzwalker für die NSDAP. 1933 begann mit der Errichtung der nationalsozialistischen Diktatur die Verfolgung der politischen Gegner und bald auch der jüdischen Bürger. 1934 wurde in der Tuchfabrik die Produktion auf Krieg umgestellt. Am 2. August 1936 führte der Olympia-Fackellauf Berlin-Kiel durch Pritzwalk.

 

Im Zweiten Weltkrieg verloren mehr als 600 Pritzwalker ihr Leben. Die Stadt selbst blieb von großen Zerstörungen verschont – bis zum 15. April 1945. Nachdem ein Flugzeug von einem Flakgeschütz auf dem Bahngelände aus beschossen wurde, feuerte die Maschine auf den Bahnhof. Dort traf sie einen Munitionszug, der mit V-2-Raketen beladen war. Die Explosionen legten das komplette Bahnhofsviertel in Schutt und Asche. Die Druckwelle hatte die Häuser im Umkreis von etwa einem Kilometer teilweise komplett zerstört oder schwer beschädigt. Schätzungen gehen von 200 Todesopfern aus.

Am 2. Mai 1945 marschierte die Roten Armee in Pritzwalk ein und richtete in der Havelberger Straße eine Kommandantur ein, welche die Aufgabe hatte, für Ruhe, Ordnung und den Wiederaufbau zu sorgen.

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Nach dem Krieg bekam Pritzwalk ein neues Gesicht. Vor allem der Wohnungsmangel musste beseitigt werden. 1952 ging für die Stadt ein langer Wunschtraum in Erfüllung, Pritzwalk erhielt den Status einer Kreisstadt. Es entstanden der neue Bahnhof und das Stadion 1955, die Freilichtbühne 1956, das Kulturhaus 1959, der Stadtteil „Zur Hainholzmühle“ 1960, das Feuerwehrgerätehaus 1962, die Großbäckerei 1965, Oberschulen und Kindereinrichtungen ab 1968, das Zahnradwerk und das Freibad im Hainholz 1969, das Wohngebiet „Pritzwalk Nord“ 1970, die Turnhallen 1970 und 71 und die Bibliothek 1978.

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Nach dem 18. Oktober 1989 begann die „Wendezeit“ auch in Pritzwalk - mit den Montagsdemonstrationen und dem Runden Tisch. Im Ergebnis der Wiedervereinigung Deutschlands erfolgte eine wirtschaftliche Umstrukturierung.

 

Während die traditionelle Industrie teilweise zusammenbrach, entwickelte sich eine neue, private Gewerbelandschaft. 1991 erfolgte der erste Spatenstich für das Gewerbegebiet Pritzwalk-Süd.

Nach den ersten demokratischen Neuwahlen gehört Pritzwalk zum neu gegründeten Land Brandenburg. Der Landkreis Prignitz wurde nach der Kreisgebietsreform gebildet. Perleberg erhielt nun den Kreisstadtstatus. Es entstand der Partnerschaftsvertrag zwischen Winsen/Luhe und Pritzwalk.


Während einer Hochwasserkatastrophe im Juni 1993 war die Pritzwalker Innenstadt komplett überflutet. Zwischen 1995 und 2005 wurde unter anderem deshalb die Innenstadt saniert – inklusive Regenentwässerung. 1994 wurden das Hainholzschwimmbad teilsaniert, die Herbert-Quandt-Schule im Hainholzweg übergeben sowie der Grundstein für den Bau des neuen Feuerwehrgerätehauses gelegt.

 

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1997 wurde die neue Schulsporthalle an die Herbert-Quandt-Schule übergeben, 1998 die umfassende Rathaussanierung fertiggestellt. 2002 entstanden Sprungturmanlage, Solarium- und Saunabereich im Hainholzschwimmbad; das Stadt- und Brauereimuseum, die neue Stadtinformation und das Stadtarchiv wurden eingeweiht.

 

2012 bis 2018 wurde die Tuchfabrik rekonstruiert und komplett umgebaut. Sie beherbergt nun einen Bildungsteil, 30 Wohnungen und die Museumsfabrik. 2004 bekam das Kulturhaus einen modernen Kinosaal. 2020 begannen am Gebäude umfassende Sanierungsarbeiten, in den Folgejahren schließt sich die Neugestaltung des kompletten Umfeldes an.

 

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Kirche

Pritzwalk hat eine evangelische und eine katholische Kirche. Die Sankt-Nikolai-Kirche hat ihren Ursprung in einer kreuzförmigen Basilika aus Feldsteinen aus der Zeit um 1250. Ab 1425 wurde sie umgebaut und als spätgotische dreischiffige Hallenkirche 1451 fertiggestellt. Beim Stadtbrand 1821 brachen das Gewölbe und der Kirchturm ein. Bis 1827 wurde die Kirche repariert. Den heutigen Turm erhielt der Bau erst 1880 bis 1882. Im Jahr 2000 wurde der Turm saniert, 2013/14 der Innenbereich. 2017 wurden Mauerwerk und Dachbalken saniert.


Die Katholische Kirche Sankt Anna im Reepergang wurde 1906 errichtet. Vorher gab es an ihrer Stelle nur ein Missionshaus mit Kapelle. Zwischen 1950 und 1970 wurde die Kirche umgestaltet und renoviert.  


Wirtschaft

Bis Ende des 15. Jahrhunderts gab es rund um Pritzwalk sieben Mühlen. Sie lieferten die Rohstoffe für das Bier, das für den überregionalen Handel gebraut wurde. Die traditionellen Viergewerke waren Tuchmacher, Schuhmacher, Bäcker und Schmiede. Um 1800 gab es 79 Tuchmacher in der Stadt. 1839 wurde die Firma Gebrüder Ludwig und August Dreager gegründet, der Grundstein für die industrielle Tuchfabrikation. Ab 1858 wurde die Fabrik am Meyenburger Tor erbaut. Sie brachte, vor allem unter der Familie Quandt, den wirtschaftlichen Aufschwung. 1945 wurde sie enteignet.


1969 wurde der VEB Zahnradwerk Pritzwalk gegründet. Bis 1989 wuchs die Zahl der Beschäftigten auf 1340 an. Heute hat das Zahnradwerk knapp 200 Mitarbeitern.  Das Gewerbegebiet Süd an der B 189 ist Sitz vieler Firmen und  komplett belegt. Im Gewerbegebiet Falkenhagen an der B 103 und der A 24 haben große Unternehmen ihren Sitz.

 
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Kommunales

Pritzwalk gehört seit 1817 zum Landkreis Ostprignitz in der Provinz Brandenburg. 1952 wurde Pritzwalk Kreisstadt des Kreises Pritzwalk im Bezirk Potsdam. Seit 1993 ist die Stadt Teil des Landkreises Prignitz. Im gleichen Jahr wurde Schönhagen eingemeindet, Ende 2001 Giesensdorf. Mit Jahresbeginn 2003 werden der Stadt Pritzwalk zehn zuvor eigenständige Gemeinden als  Ortsteile zugeordnet.

 

Der kommunale Friedhof Von Pritzwalk befindet sich in der Perleberger Straße. Außerdem gibt es einen kleinen Friedhof im Gemeindeteil Birkenfelde, westlich der Bundesstraße 103. Neuhausen hat einen kleinen Friedhof aus Richtung Pritzwalk kommend am Ortseingang rechts.

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Kinder und Jugendliche

Die Stadt Pritzwalk unterhält in der Stadt und den Ortsteilen zehn Kindertagesstätten und zwei Grundschulen. Hinzu kommt eine private Kita. Außerdem gibt es eine freie Grundschule, eine Oberschule, ein Gymnasium, das Oberstufenzentrum und die Bildungsgesellschaft Pritzwalk sowie die Kreisvolkshochschule.

 

Vereine

Rund 80 aktive Vereine verschiedenster Art sorgen für unzählige Angebote.


Feuerwehr

Schon 1872 wird in Pritzwalk die Freiwillige Feuerwehr gegründet. Das erste Gerätehaus wurde 1962 gebaut. 1996 bezog die Wehr das Gerätehaus in der Havelberger Straße: Unter anderem stehen dort ein Löschgruppenfahrzeug 20/16, eine Drehleiter DLA (K) 23/12, ein Tanklöschfahrzeug 16/45 und ein Einsatzleitwagen. Die Wehr hat 55 aktive Kameradinnen und Kameraden, in der Jugendwehr sind 14 Kinder organisiert. Ortswehrführer ist Adrian Zechser. Ein Feuerwehrverein unterstützt die Aktivitäten der Wehr. 


Quellen: „Illustrierte Geschichte Pritzwalks“, Rolf Rehberg/Wolfgang Simon, Evangelischer Pfarrsprengel Pritzwalk; Stadt Pritzwalk; Freiwillige Feuerwehr Pritzwalk, Museumsfabrik Pritzwalk

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