Fußball, Fechten, Turnerriege: Über die Entstehung der Pritzwalker Sportvereine
Die ersten Vereine für körperliche Betätigung waren die Turnvereine. Sportliche Betätigung gehörte im frühen 19. Jahrhundert zum Ideal. In Pritz-walk wurde 1861 der erste dieser Vereine gegründet. Die Turnvereine fußten auf der vom Lenzener „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn (1778 bis 1852) begründeten Turnerbewegung. Dieser sah seine Grundsätze als Gegenbewegung zur französischen Besetzung während der Zeit Napoleons. Mit einer Mischung aus Leibesübungen, Geselligkeit und politischer Erziehung wollten sich die Anhänger der Bewegung zu idealen Bürgern formen.
Frisch, fromm, fröhlich, frei
Das „Turnerkreuz“-Zeichen der Turnerbewegung symbolisierte mit seiner stilisierten Anordnung der vier „F“ die Ideale: „Fromm, frisch, fröhlich, frei“. Die Bewegung hatte einen starken patriotischen Einschlag. Frauen waren zunächst nicht zugelassen. Die bürgerlichen-konservativen Ideale der Turnerschaft verwehrten zunächst auch vielen Menschen mit einem Arbeiterhintergrund den Zugang. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts öffneten sich die Vereine langsam.
Prächtige Vereinsfahnen
Neu entstehende Arbeiter-Turnvereine grenzten sich bewusst von vielen politischen Idealen der Turnerbewegung ab und verfolgten die proletarische Gemeinschaft. Sie versagten sich auch dem Wettbewerbsgedanken. In Pritzwalk gab es ab 1921 die freie Turnerschaft als Verein. Die ursprünglichen Turnvereine der Stadt litten da bereits unter Mitgliederschwund. Sie schlossen sich schließlich zum Turnverein 1861/94 zusammen. Im Museum Pritzwalk sind noch zahlreiche Artefakte der Turnvereine zu sehen.
Insbesondere einige der prächtigen Vereinsfahnen konnten erhalten werden.Diese wurden zum Beispiel gern bei Vereinstreffen und Geselligkeitsabenden präsentiert und spielten eine wichtige Rolle im Vereinsleben.
Ausflüge mit dem Fahrrad
Die ersten echten Sportvereine kamen mit dem Zeitalter der Industrialisierung in der Prignitz an. Sie waren an eine Erfindung und ein neues Produkt gebunden: das Fahrrad. In Pritzwalk und auch verschiedenen Ortsteilen der Stadt gründeten sich in den 1880er Jahren mehrere Radfahrer-Vereine. Mit diesen wurde das langsam dichter werdende Prignitzer Straßennetz zur Rennstrecke. Die gemeinsame Freude am Radfahren brachte in den Vereinen wieder Sport, Gesellschaft und einen frühen Ausflugstourismus zusammen.
Die gemeinsame Freude am Radfahren brachte in den Vereinen wieder Sport, Gesellschaft und einen frühen Ausflugstourismus zusammen.
Ganz neue Sportarten
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelten sich mit dem Aufblühen der Vereinskultur und einem breiteren Interesse an sportlicher Betätigung eine ganze Reihe neuer Sportarten. Ab 1887 wurde in Pritzwalk vereinsmäßig gefochten. In Abgrenzung zu den Turnvereinen stand hier die körperliche Betätigung im Vordergrund. Eine politische Ideologie wurde in der Regel in den Sportvereinen nicht vertreten. Stattdessen spielte der Wettbewerbsgedanke eine wichtige Rolle. Die meisten Sportarten erhielten ein festes, vergleichbares Regelwerk.
Fußball wurde populär
Mit dem Bau des Männer- und des Frauenbades am Hainholzweg wurde Schwimmen möglich. Ganz zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde Fußball, ein Import aus dem Fußball-„Mutterland“ England, populär. Ob Franz John, gebürtiger Pritzwalker und im Jahr 1900 einer der Begründer des 1. FC Bayern München, sein erstes Interesse am Ballsport in der Prignitz entdeckte und bereits in der frühen Jugend in Pritzwalk kickte, ist leider nicht überliefert. Er verließ die Stadt bereits gegen 1883 und zog mit seinen Eltern nach Pankow bei Berlin.
Der erste Verein der Stadt, welcher sich der noch jungen Sportart annahm, war der 1911 gegründete Pritzwalker Sportverein 1911. Der PSV ist zugleich der älteste noch heute aktive Sportverein in Pritzwalk. Gekickt wurde zuerst auf dem Pritzwalker Bürgerplatz, später auf einem neuen Sportplatz am Giesensdorfer Weg. In den 1920er Jahren, später in den 1960er Jahren kamen zahlreiche neue Sportarten hinzu.